Häußler Ursulas Vita

Als Wunsch- und einziges Kind von Hans und Anna Häußler, die 1933 geheiratet haben, hatte Ursula, am 22. Mai 1939 in Nürnberg geboren und im Krieg aufgewachsen, keine leichte Kindheit.
Mühsam bauten sich die Eltern im zerstörten Nürnberg in der Munkerstraße eine neue Existenz auf. Dennoch durfte Ursula, die in der Grundschule beste Schulleistungen zeigte, mit großen finanziellen Opfern ab September 1950 die städt. Mädchenoberrealschule, das heutige Labenwolf-Gymnasium besuchen.
Der Vater, Elektro-Ingenieur bei der AEG, konnte Ende der 1950er Jahre sogar den Familientraum erfüllen: Eine Doppelhaushälfte als eigenes Häuschen in der „Gartenstadt“ Nürnberg-Falkenheim in der Pfälzer-Wald-Straße 148. Falkenheim wurde 1962 beim Wettbewerb Schönste Siedlung Bayerns Landessieger.

Elfriede, 1950 die erste Banknachbarin in der erste Klasse wurde Ursulas Freundin, das ganze Leben lang (Foto 2022). Auch als Elfriede heiratete und mit ihrem Ehemann, einem Pastor, nach Südamerika auswanderte, hielt die Freundschaft: Elfriedes 1963 dort geborene Tochter Beate wurde Ursulas Patenkind. 1968 hatte Ursula das Geld zusammengebracht, um die Freundin in Südamerika besuchen zu können. Elfriede und vor allem das Patenkind Beate waren es dann auch, die sich um Ursula bis in die letzten Lebenstage umsichtig kümmerten und die Arbeit um die Bestattung übernahmen.

2009: Anna und Ursula beim 100. Geburtstag

Nach dem Tod des Vaters kümmerte sich Ursula liebevoll und verstärkt um die Mutter Anna, besuchte sie oft mit dem blauen Opel (die Autobahn meidend) in Roth, unternahm mit ihr Reisen, auch ins Ausland und nach Erlangen, wo es den fränkischen „Karpfen mit Kartoffelsalat“ gab. Elfriede erinnert sich an das Fest zum 100. Geburtstag der Mutter im Augustinum in Roth: „Es war sehr feierlich und Ursula hatte aufgedeckt wie bei einem Kindergeburtstag: 100 Kerzen standen um die Torte.“

Nach dem Studium in Erlangen und Paris bereitete sich Ursula auf ihre Unterrichtstätigkeit als Philologin mit den Fächern Latein und Französisch ab dem 11. Dez. 1963 als Studienreferendarin am Würzburger Siebold-Gymnasium vor. Zu ihren Seminarkollegen Eva Maria und Hermann hielt Ursula sehr lange Kontakt und wurde in deren Familie Taufpatin. Studienrätin wurde sie am 1.Dez. 1966 am Ohm-Gymnasium in Erlangen; dort wurde sie schon am 1.August 71 Oberstudienrätin und erweiterte nebenher an der Uni Erlangen ihre Fakultas um das Fach Deutsch. Ab 1973 bis 1976 war sie vom Ohm-Gymnasium aus beurlaubt, zur Entwicklungshilfe in Togo in Afrika. Dahin lud sie auch ihre Eltern ein. Danach kehrte sie nicht mehr ans „Ohm“ zurück, sondern war von 1977/78 bis 1988 Studiendirektorin als Beratungslehrkraft am Willstätter-Gymnasium in Nürnberg, bekannt als Reform-Gymnasium. 

2009 Ursula zum 70.

Mit viel Charme und Energie trat Studiendirektorin Ursula Häußler 1988, von ihm ausgewählt, die Nachfolge des ersten Schulberaters für Mittelfranken Konrad Lengenfelder an.
Dieser Vorgänger wurde Ehrenbürger der Stadt Altdorf. Aus den Gründen dafür:

  • Erster Direktor der Vorläuferschule des Leibniz-Gymnasiums Altdorf,
  • Stadtarchivar und
  • Stifter des Universitäts-Museums

gibt es in Altdorf eine „Konrad-Lengenfelder-Straße“.

Ursula engagierte sich ehrenamtlich im sozialen sowie kirchlichem Raum und sie betrat damals eine Männerdomäne. Unvergessen, wie sie bei den jährlichen mehrtägigen Koordinierungs- und Fortbildungstreffen in der ALP Dillingen, mit Nürnberger Lebkuchen unterstützt, den Männerhaufen zu mehr Freundlichkeit bekehrte. Nach zwei Jahren duzten sich die Schulberater, heute „Leiter der Staatlichen Schulberatungsstelle“, mit ihr und untereinander. Das war das äußere Zeichen eines freundschaftlichen Umgangs, der – danke Ursula! – bis heute anhält. So wurden aus gemeinsam verbrachter Zeit bereichernde Begegnungen.

Diese Bilder zeigen das:

Mehr dienstlich oder auch mehr privat:

Aber immer gut gelaunt:



Um die Entwicklung der Staatlichen Schulberatungsstelle zu fördern, gründete Ursula mit 8 Kollegen (von links, oben: Hans Huber, der Gastgeber Helmut Jüngling, Klaus Kessler; unten: Werner Honal, Ursula, Horst Schmitz, Heinrich Schäfer und Anton Prestele; Georg Mayr fotografierte) am Sa. 22. April 1989 im Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen den BLS, den Bayerischen Landesverband Schulberatung.

 

Wichtiger als die Verbandspolitik waren Ursula die Zeit für Begegnungen: Zur Feier zum Beispiel ihres 70. Geburtstages hatte Ursula am 6. und 7.Aug. 2009 nach Burgthann und Altdorf eingeladen – unten links in Altdorf im Gruppenfoto, mit Hut.

1977 an das Willstätter-Gymnasium in Nürnberg zurückgekehrt, absolvierte sie selbst das nachträgliche Studium zur Beratungslehrkraft nach §109 LPO I. Das war eine gute Basis um, neben der eigenen Beratungsarbeit und der Koordinierung der Schulberatung im Bezirk, auch andere Kolleginnen und Kollegen aller Schularten als Leiterin der Staatlichen Schulberatungsstelle Mittelfranken für dieses Studium zu motivieren und mit Studientagen erfolgreich zu begleiten.

1992 Ursula beim BBB mit Minister Dr. Gebhard Glück


Die dreitägige Bayerische Berufsbildungsmesse in Nürnberg, größte Aus- und Weiterbildungsmesse im deutschsprachigen Raum, war Ursula jedes Jahr im Spätherbst ein besonderes Anliegen. Ihre Sekretärin Barbara Vitztum erinnert sich: „Frau Häußler war morgens die erste und am Abend die letzte am Stand der Staatlichen Schulberatung Bayern.“ Das Bild zeigt Ursula im Gespräch bei der BBB-Messe im Dezember 1992 mit dem Staatsminister für Arbeit, Familie und Sozialordnung, Dr. Gebhard Glück (1930 – 2009), der früher auch als Philologe am „Ohm“ in Erlangen unterrichtete. Natürlich gab es am Stand nicht nur Informationen zum Schulsystem und zur Schulberatung, sondern auch Getränke und Knabbereien. Auch die Leiter der 9 Staatlichen Schulberatungsstellen trafen sich bei dem zeitgleichen Bayerischen Berufsbildungskongress in Nürnberg.

Dabei war Ursula nicht immer im Bild, denn sie fotografierte auch gerne selbst, wie hier 2003 in Böhming im Altmühltal.

Bei ihrer Ruhestandsversetzung am 1. August 2003 durch den von Ursula sehr geschätzten Ministerialbeauftragen für die Gymnasien in Mittelfranken, Dr. Hermann Hanschel (1943 – 2017), waren unter den zahlreichen Gästen auch Vertreter des Internats in Togo, das sie bis 1976 leitete, in farbenprächtigen Kleidern anwesend.
Als Pensionistin hatte Ursula noch mehr Zeit für das Seniorenstudium in Theologie und ihre Herzensanliegen: Beim Obdachlosenfrühstück im Haus Eckstein mithelfen, in Führungen die Kunstgeschichte z. B. in der Sebaldkirche vermitteln, Brücken bauen zwischen den Religionen, auch zum Islam, und so zum Frieden beizutragen. Dazu liebte sie die sanfte Musik von Hans-Jürgen Hufeisen.

Sehr geschätzt waren ihre künstlerisch und religiös ausgeformten Weihnachts- bzw. Neujahrsbriefe, die ein Spiegel dieser Anliegen waren:

Lasst uns nach Bethlehem gehen und sehen, was da geschehen ist. (Lukas)
Und was sehen wir da?
Mauern betongrau soweit das Auge reicht, in die Höhe bis 9 m, immer wieder überragt von Wachtürmen, eine Festung wofür?
Dahinter die Stadt Bethlehem mit der „Geburtskirche“, für christliche Pilger mit den entsprechenden Papieren zugänglich, doch sie verweilen nicht lange da.
Man weiß und spürt das Absurde: Für die Einheimischen, der Willkür des Militärs ausgegeliefert, ist das ein Open-Air-Gefängnis, wie für die Ewigkeit gebaut. Kein Friede in Sicht!
Allerdings: Die Geburt des Gotteskindes geschah (wie Lukas uns mitteilt) zur Zeit der römischen Besatzung unter Kaiser Augustus. Deren Brutalität zeigte sich an den massenhaften Kreuzigungen.
Auch der junge Wanderprediger Jesus von Nazareth mit seiner Hinwendung zu den Ausgegrenzten wurde wie ein Verbrecher ebenso grausam hingerichtet.
War eine Utopie gescheitert? Welche Bedeutung dieses Kreuz bekommen sollte, war nicht von vorne herein klar.

Die Krippe ist kein Streitfall, dass Kreuz schon – bis heute.

Ihre fundierte Erläuterung des Tilman-Riemenschneider-Kunstwerks 2019 beim ihrem 80. Geburtstag war ihr Geschenk an den gesamten Freundeskreis Schulberatung. Vor dem Heilig-Blut-Altar in der Pfarrkirche St.Jakob in Rothenburg o.T. versetzte uns Ursula „by heart“ ins kunstverständige Schauen und andächtige Staunen – unsere höchster Respekt, liebe Ursula!



Mit 83 Jahren ist Ursula im Nürnberger Charleston Pflegeheim am Ludwigstor überraschend am 25. Dez. 2022 gestorben. Möge sie nun in der Fülle der Herrlichkeit Gottes leben. Die Trauerfeier war am 4. Januar 2023 auf dem Westfriedhof, die Urne wird im Friedwald auf dem Schwanberg beerdigt. Mehr bei der Trauermeldung

Mit der Schleife (im Bild am Boden) verbleiben wir:

In Dankbarkeit – Ursulas Freundeskreis Schulberatung

Auch das Team des Obdachlosenfrühstücks freut sich über Geldspenden an: Kirchengemeinde St. Sebald, IBAN DE47 5206 0410 0001 5711 41 // Vermerk Obdachlosenhilfe mit Ursula Häußler