Dr. Anton Prestele

Auch wenn Anton Prestele in verschiedensten Lebensbereichen mit vielen Menschen zusammen kam – wirklich gekannt haben in nur sehr Wenige. Das war auch schon im Kinderwagen so, denn während des 2. Weltkriegs gab es wenig Zeit zum Promenieren:
Anton im KinderwagenAufgewachsen und geboren ist er am 11. Okt. 1942 im Mietshaus Kellerweg 4 in Wolfertschwenden, einem Dorf ca. 15 km südwestlich von Memmingen.
(Bild: Josef Prestele malte seinen ersten Sohn Anton; aus Antons Buch „D’r Vatt’r hot’s g’sait“ Band 1 2006).
Aber in seinen fünf Büchern, die er ab 2002 schrieb, nach der vorzeitigen Pensionierung, legte er zu seinem Leben so viele Spuren, dass ich als sein Freund und dienstlicher Nachbar – Anton war 10 Jahre lang Schulberater für Oberbayern Ost, ich war im Zimmer nebenan 30 Jahre lang Schulberater für Oberbayern West – für die Nachwelt mit ein paar Strichen sein Leben gut nachzeichnen kann. Für weitere Informationen danke ich herzlich seiner Pflegerin, die nun weiterhin Antons Frau betreut, seinen Jugendfreunden aus Wollfertschwenden, seinem Doktorvater, Kolleginnen und Kollegen aus seiner Berufszeit und vor allen seinen beiden Brüdern.

Astrogramm WeHo - Autor: Anton PresteleIch gestehe ein besonderes Interesse an Antons Lebenslauf, denn wir haben viele Gemeinsamkeiten: exakt am gleichen Tag geboren, die gleichen Fächer studiert, den gleichen Beruf ergriffen. Und dann noch: unsere beiden Mütter sind Jahrgang 1913. Wie mich Anton dann näher kennen lernte, half ihm ein von ihm gezeichnetes Astrogramm der Sternekonstellation am Tag unserer Geburt, um sich und mir zu erklären, warum wir doch sehr unterschiedlich sind: für ihn lag das am ungleichen Aszendenten. Das war noch vor seinem Psychologiestudium und der Promotion in Pädagogik 1987 bei Prof. Dr. Norbert Havers, der sich noch gut an Anton Prestele erinnert: „Er ist mir als ein scharfsichtiger, kenntnisreicher, engagierter und meinungsstarker Mensch in Erinnerung geblieben.“
Mir erschienen, eher als das die Sterne und das Licht im Universum, die unterschiedliche Herkunft und das soziale Umfeld in der Kinder- und Jugendzeit für die unterschiedliche Entwicklungen wichtig, die ich daher hier skizziere. Übrigens waren solche unterschiedlichen Auffassungen für Anton nie ein Problem, ich erlebte ihn da sehr tolerant.

Für einen Schulberater hatte er eine ideale, weil vielfältige Schullaufbahn: Sie begann in einer „Zwergschule“, wie man in der Schulreform der 1960er Jahre abwertend kleine Volksschulen auf dem Land zu bezeichnen pflegte, die klassenübergreifend unterrichteten. Anton besuchte vier Jahre lang jeweils die 1. -4. Klasse im 1. Stock und die 5. – 8. Klasse im Erdgeschoss. Auch viele Kinder Heimatvertriebener hatten da Platz gefunden. Wie Anton 14 und seine Brüder 12 und 10 Jahre alt waren, gab es einen gravierenden Einschnitt: die Mutter Gretl verstarb überraschend an einem Blinddarmdurchbruch.
Alte Schule Wolfertschwenden Der schulische Bildungsweg endete an einem kirchlichen Abendgymnasium (jetzt Ketteler-Kolleg) in Mainz (Rheinland-Pfalz); das Abitur erreichte Anton 1966 also am Zweiten Bildungsweg.
Dazwischen lag die zweijährige private Handelsschule Merkur in Memmingen, die zur Mittleren Reife führte, und eine Ausbildung zum Bankkaufmann an der Raiffeisenbank im Grönenbach. Das war morgens und abends ein Stück der gleich Weg mit dem Radl wie ihn der Vater täglich zurücklegte, der als Bankkaufmann die Geldgeschäfte beim Milchwerk Meinrad Milz KG in Thal bei Grönenbach verantwortete, heute ein Erinnerungsort für Kultur und Natur.

Nur wenige „Leiter*innen einer Staatlichen Schulberatungsstelle“, also Schulberater, können so eine facettenreiche Schullaufbahn aufweisen. Auch wenn Anton sie nicht am Tablett vor sich her trug – sie erleichterte es ihm, sich in die Schullaufbahn seiner Klienten und deren Eltern hineinzudenken.

Und noch eine Gemeinsamkeit: Schon vor dem Beginn des Referendariats, um 1970 herum eher ungewöhnlich, wie mir der von Anton hoch geschätzte Seminarlehrer Peter Rauschmayer berichtete, hatten wir (je) eine liebe Frau geheiratet. Auch dass Anton nach dem 2. Staatsexamen in Mathematik und Physik 1973 an seiner Seminarschule, dem Münchner Luitpold-Gymnasium, verblieb, war nach Peter Rauschmayers Auskunft ungewöhnlich.

Anton 1952 Die 1971-er Ehe mit Babette wollte Anton kirchlich annullieren lassen. Dazu schreibt er, dass das schönste am Antwortschreiben des erzbischöflichen Metropolitangerichts die ausdrucksstarke Darstellung der Dreifaltigkeit im Briefkopf war. Der Inhalt ärgerte ihn so sehr, dass er der katholischen Kirche den Rücken kehrte. Dabei hatte er sich, vom Vater streng katholisch erzogen, seit seiner Kindheit, als Ministrant (Bild von 1952), später auf dem Weg zum Priesterberuf und, wie sein unter den Anonym Oskar geführter Blog belegt, bis ins hohe Alter intensiv mit Gott, Jesus, der Kirche und dem Glauben ehrlich auseinandergesetzt.

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Fortsetzung folgt
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Anton bei Hochzeit 1996 Auch bei der glücklichen Partnerschaft mit Sieglinde Meixner, die er dann in Penzberg 1996 (Foto von der Hochzeit) heiratete, bleib sein Groll über die lieblosen Kirchenvorschriften für geschiedene Wiederverheiratete: „Die Kirche hat sich zwischen Gott und die Menschen geschoben“ schreibt er.

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Fortsetzung folgt

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Aus der Staatlichen Schulberatung SB Logo
zum Landesverband Schulberatung e. V.

Um berufliche Lage der Schulberater zu verbessern, hatten wir am 22. April 1989 in Regensburg den BLS – den Bayerischen Landesverband Schulberatung – gegründet; Anton war unter den 9 Gründern (im Bild rechts):

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Im BLS war er unser erster Geschäftsführer und gewissenhafter Schatzmeister.

Klaus Kessler (damals SB. Ufr) : Ich habe Anton als zurückhaltend, scharfsinnig und wie ich glaube auch als hintergründig humorvoll empfunden.
Zugang zu seinem Denken und Selbstverständnis habe ich erst viel später gefunden in seinem Gedichtband „Zeit Los“ und dem Kurzroman „Unbeschwerliche Reise“, die er mir zusandte. Dabei ist die Doppeldeutigkeit dieser Titel zugleich auch ein Hinweis auf die Inhalte dieser Schriften. Plötzlich war – so schien es – der „eigentliche“ Kollege Anton mir einerseits neu und doch sehr viel vertrauter. Hier ein Beispiel aus seinem Gedichtband (S.47); ich glaube so war und dachte er auch:

Wahrheit
      Glaub denen nicht
     die viele Worte machen
    Hör nicht auf die
   Die schweigen oder lachen
  Wahrheit läßt sich
 Einfach sagen
Oder tun.

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Fortsetzung folgt
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Sternwarte Gymn. Penzberg
Aufgrund solcher Erfahrung im Verein BLS e.V. regte Anton Prestele 1992 die Gründung des „Fördervereins Gymnasium Penzberg“ an. Wie er nämlich dort im Februar 1992 als Direktor begann, fand er nur eine leere Kuppel einer Sternwarte vor. Der Förderverein konnte der Schule nach nur kurzer Zeit ein Teleskop im Wert von etwa 30.000,- DM zur Verfügung stellen.

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Fortsetzung folgt
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Auch noch nach seiner Zeit als Direktor am Gymnasium Penzberg trafen wir uns, z. B. zur Gelegenheit von runden und halbrunden Geburstagen z. B. im Augst 2007 zu Heinrichs 70. beim Waldhaus am Fohnsee bei Iffeldorf:

Anton rechts im Bild mit Hut.

Und auch im Oktober 2007 zu seinem (und meinem) 65. GT in den Münchner Residenzstuben:
Anton rechts im Bild:

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Anton 4. von links, Werner rechts im Bild:

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Anton war ein liebenswerter Kollege, den wir sehr geschätzt habe.

Fortsetzung folgt