Am Starnberger See

Starnberger See vom Schlosshotel Berg aus

Beides ist der Starnberger See – mal bei trübem Wetter vom Schlosshotel Berg aus, mal bei schönem Wetter mit Blick zu den Bergen  (ein Klick führt zur Vergrößerung des Bildes).

Starnberger See mit Bergen

Dabei hat die Liebe der Münchner zu dem vor ihrer Haustür gelegenen Würmsee, der erst seit 1962 amtlich Starnberger See heißt, eine lange, fast ehrwürdige Tradition. Schon im 16. Jahrhundert entdeckten die Wittelsbacher, deren Pfleger seit der Mitte des 14. Jahrhun­derts in Starnberg saßen, die Freuden, die der See ihnen bot. Vor allem unter Kurfürst Ferdinand Maria, der 1676 auch noch die »Hofmark Perg« erwarb, zog es die Hofgesell­schaft – bei manchen Gelegenheiten fast 2000 Personen – hinaus ans Wasser. Für die Kurfürstin Henriette Adelheid, die das Flair italienischer und französischer Fürstenhöfe nach Bayern brachte, die Maler und Bildhauer, Musiker und Dichter an den Hof rief und selbst Komödien schrieb, waren die »Wasserfeste« auf dem Starnberger See »das größte Vergnügen der Welt«. …

Die Zeit ging über diese Vergnügen hinweg. Für fast 200 Jahre kehrte der See zu jener Einsamkeit zurück, in der es nur Fischer gab, Jäger und Bauern und eine weitgehend sich selbst überlassene Natur. Erst mit König Max II., der sein Land von Lindau bis Berchtesga­den noch auf einer Fußreise kennen und lieben lernte, wurden die Beziehungen der bayerischen Herrscher zum Starnberger See wieder enger. So sind Orte wie Feldafing und Schloss Possenhofen, wie die Roseninsel und Schloss Berg voller Erinnerungen an das bayerische Herrscherhaus: an Herzog Max in Bayern und seine Tochter, die spätere österreichi­sche Kaiserin Elisabeth (Sissy); an König Ludwig II., dem die Roseninsel und Schloss Berg eine Art Zuflucht waren, bis er 1886 hier seinen letzten Tag erlebte.

Mit den Wittelsbachern kamen im 19. Jahrhundert auch die Münchner Großbürgerfami­lien, die Gelehrten und arrivierten Künstler an den See. Ihre behäbige Wohlhabenheit, ihre Gärten und Parks und Villen brachten der Landschaft und den Dörfern eine gewisse urbane Offenheit und heitere Großzügigkeit, die sich aufs schönste einfügte und das Unverdorben-Bäuerliche, anders als unsere Zeit, bestehen ließ.

Heute ist die Uferlandschaft des Starnberger Sees über viele, viele Kilometer verbaut, eingezäunt, unzugänglich. Nur im spätesten Herbst und im Winter scheint es, als kehre der See wieder zu sich selbst zurück. Die Uferpromenaden gehören dann den wenigen geruhsamen Spaziergängern und all den Wasservögeln, die zur Fütterung kommen.

(Aus: Ursula Pfistermeister: Oberbayern. Landschaft, Kunst, Brauchtum S. 28 (R., 1989)

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